Der grüne Kakadu

„Was ich hier so eigenthümlich finde, ist, daß alle scheinbaren Unterschiede sozusagen aufgehoben sind. Wirklichkeit geht in Spiel über – und Spiel in Wirklichkeit.“ ( Der grüne Kakadu)

 

Grüne Kakadus zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass es sie gar nicht gibt. Tauchen sie dennoch auf, sind sie eine Erfindung. Und haben sich damit erfolgreich als Theatertier beworben: Das neue Restaurant des Staatstheater Mainz am Gutenbergplatz heißt Zum grünen Kakadu. Erfunden hat diesen Arthur Schnitzler mit seiner 1898 erschienen Theatergroteske Der grüne Kakadu . Schauplatz des Stücks ist die gleichnamige Bar eines ehemaligen Theaterdirektors in Paris, Treffpunkt undurchschaubarer Gestalten mitten in der französischen Revolution. Während draußen die Bastille gestürmt wird und die Welt im Umbruch ist, befinden wir uns drinnen in einer schummrigen Halbwelt, begegnen Schauspielern und Revolutionären – und Revolutionsschauspielern. Der grüne Kakadu spielt mit Sein und Schein, niemand ist sich sicher, auf wen er da wirklich trifft und wer nur vorgibt zu sein, was er eigentlich nicht ist:

Schnitzler schrieb das Stück zur Jahrhundertwende, als die kulturoppositionellen Kreise vorbereiteten und —dachten, was später in der Weimarer Republik und in den so genannten wilden Zwanzigern umgesetzt wurde. Neben dem Kakadu als fiktives Wappentier des Restaurants, dessen Spuren bei genauem Hinsehen zu finden sein werden, hat darum der Geist der 1920er Jahre stilistisch Einfluss auf die Gestaltung der Räume genommen, in denen Theater und Gastronomie miteinander verbunden werden: Ästhetische Anklänge finden sich in Raumteilern, die zugleich an Federn erinnern, in Möbelformen, Spiegeln und weiteren Stilelementen. In enger Zusammenarbeit mit dem Staatstheater hat das Büro Faerber Architekten viel kreative Kompetenz und großes Engagement in die Entwicklung dieses gastronomischen Theaterortes gesteckt, der viel können muss! Geschaffen wurden Räume, in denen sich zwar nicht unbedingt die Schnitzlersche Halbwelt trifft, in denen aber in lebhafter Weise Theater und Wirtshaus miteinander zu einer Einheit werden – wo bei gutem Essen und besten Weinen Wirklichkeit und Schein miteinander abgeglichen werden können. Vielleicht mehr denn je brauchen wir Orte des Austauschs, wo wir unserem prosaischen Alltag Fantasie, lebhaftes Gespräch, Auseinandersetzung und Begegnung entgegensetzen können. Ein solcher Ort soll der grüne Kakadu im Zentrum von Mainz sein.

Im Erdgeschoss findet sich das Restaurant, ein abgeteilter Raum ebenso wie geschützte Bereiche bieten Platz für kleinere Gruppen, im vorderen Bereich stehen Einzeltische, bequeme Stühle und an den Wänden gepolsterte Bänke. Viel Holz, Pflanzen und warme Farben schaffen eine behagliche Atmosphäre.

In der Kakadu Bar im ersten Stock ist ein völlig neuer Theater- und Diskursort für Mainz entstanden. Lesungen, Gesprächsformate, Chansonsabende, literarische und musikalische Salons stehen unter anderem auf dem Programm.

Mit Blick auf das Theater kann hier vertiefend gedacht, gesponnen, sich ausgetauscht werden – anders als in den Zuschauerräumen gegenüber ist es in der Bar möglich, auch während der Veranstaltung ein Glas Wein zu trinken und im Anschluss direkt mit den beteiligten Künstler*innen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dieser Raum ist innenarchitektonisch bewusst pur gehalten, mit einer Bar am einen Ende und einer mobilen Bühne, die sowohl in der Mitte als auch am anderen Ende platziert werden kann, liegt die Konzentration ganz auf der Kunst und dem Gespräch. Die Gäste sitzen — je nach Art der Veranstaltung— an Bistrotischen oder in Reihen sowie in den Fensternischen, die auf der gegenüberliegenden Wand gespiegelt werden. An den Tagen, an denen keine Veranstaltungen stattfinden, kann der Raum für Feiern und andere Anlässe gebucht werden.